«Arbeitgeberattraktivität ist ein wichtiger Faktor, um dem Abfluss von Fachkräften entgegen zu wirken.»
11.07.2022
In unserer Blog-Serie 5 Fragen an beantworten die beiden Unternehmer Pascal Huber und Stephan Boner Fragen zur Arbeitswelt 4.0, was das mit der digitalen Transformation zu tun hat und wie sich Bündner Unternehmen schlagen.
Was bedeutet der Begriff «Arbeitswelt 4.0»
«Die Arbeitswelt 4.0 ist das Pendant zur Industrie 4.0 und beschreibt so das Arbeiten, welches von der digitalen Transformation, den Automatisierungen und der globalen Vernetzung geprägt ist. Es geht hier also um eine pragmatische Lösungsfindung, wie in der heutigen Arbeitswelt gearbeitet werden kann, um einerseits effizient zu sein und den Fortschritt nicht zu bremsen, andererseits aber auch die Bedürfnisse der Mitarbeitenden nicht zu vergessen, um dem Fachkräftemangel zu entgegnen. Dies im Gegensatz zum Begriff New Work, dessen Ursprung philosophischer Natur ist und der sich mit der Frage beschäftigt, wie die Arbeitswelt gestaltet werden soll, damit sie optimal für den Menschen ist, bzw. wie die Menschen wirklich, wirklich arbeiten wollen. Heute werden jedoch beide Begriffe sehr vielseitig verwendet und sowohl Arbeitswelt 4.0 als auch New Work hört man in vielen verschiedenen Zusammenhängen und mit vielen unterschiedlichen Meinungen – stets im Spannungsfeld der heutigen Arbeitswelt, weshalb wir bei fundamensch einfach von der «neuen Arbeitswelt» sprechen»
Auf dem Arbeitsmarkt tummeln sich viele verschiedene Generationen mit verschiedenen Arbeitseinstellungen. Wie bringt man als Unternehmen diese Wertvorstellungen unter einen Hut?
«Auf dem Arbeitsmarkt befinden sich im Moment hauptsächlich vier Generationen, wobei die Älteste (Generation Babyboomer) schon kurz vor der Pension steht, und die Jüngste (Generation Z) gerade erst so richtig Fuss im Arbeitsmarkt fasst. Bedenkt man die unterschiedlichen Umstände und Rahmenbedingungen der Zeiten, in denen die verschiedenen Generationen gross wurden, ist es völlig klar, dass alle unterschiedliche Prägungen haben. Diese sind weder gut noch schlecht, sondern einfach unterschiedlich. Deshalb ist es wichtig, dass man sich darüber unterhält und sich damit auseinandersetzt. Jung und Alt müssen sich austauschen und verstehen, wie die verschiedenen Menschen geprägt wurden und so auch ein Verständnis für die verschiedenen Ansichten aufbringen. Die Rahmenbedingungen und Gefässe dafür zu schaffen, liegt in der Verantwortung des Managements von Unternehmen.»
Die digitale Transformation ist ein wichtiger Treiber der Veränderungen in der Arbeitswelt. Kann sie Unternehmer und Arbeitnehmer auch unterstützen, den Change zu schaffen?
«Auf jeden Fall. Die digitale Transformation ist wohl sogar der Faktor, der am meisten Möglichkeiten bietet. Sie erlaubt, Aufgaben effizienter zu erledigen und gleichzeitig viele unliebsame Tätigkeiten zu automatisieren. Gleichzeitig werden viele Vorteile der neuen Arbeitswelt, z.B. die ganze Flexibilisierung, Home Office usw. erst durch sie ermöglicht. Auf der anderen Seite lösen die digitalen Möglichkeiten auch viele Ängste und Herausforderungen aus, weil es immer schwieriger wird, vorauszusehen, was als Nächstes kommt. So braucht es für die Arbeitswelt von morgen sicherlich beides: Digitale Hilfsmittel und Tools, begleitet von einer starken Unternehmenskultur, damit die Möglichkeiten einerseits auch wirklich voll ausgenutzt werden können, andererseits aber auch, damit sich die Mitarbeitenden in Sicherheit wiegen können und nicht täglich Angst haben müssen, abgelöst zu werden.»
Wie meistern Bündner Unternehmen den Übergang in die neue Arbeitswelt?
«Auch wenn böse Zungen behaupten, dass in Graubünden die Uhren etwas langsamer ticken, haben wir hier genau dieselben Voraussetzungen wie der Rest der Schweiz. Wir können die Arbeitswelt also genau gleich gestalten und sogar eine Vorreiterrolle einnehmen, wenn wir so schnell wie möglich damit beginnen. Mit dem, was Graubünden mit seiner Natur und den Freizeitbeschäftigungen bieten kann, kann nicht mancher Kanton mithalten – schauen wir doch, dass diese nicht nur am Feierabend und am Wochenende genutzt werden können. Was es dafür braucht: Offenheit, Mut und der Wille, neue Wege zu gehen.»
«Man muss sogar einen Schritt weitergehen: Dadurch, dass das Bündnerland grössere Nachteile in Bezug auf den Arbeitgeberstandort aufweist und viele Einheimische den Kanton Richtung Unterland verlassen (Stichwort: Brain-Drain), ist es gerade für unseren Kanton von grosser Bedeutung, in die Arbeitgeberattraktivität zu investieren und die Chancen der neuen Arbeitswelt wahrzunehmen.»
Wo sollte ein Unternehmen anfangen, wenn es diese Transformation in Angriff nehmen will?
«Ganz klar bei der Kultur und dem Mindset. Eine intakte und moderne Unternehmenskultur ist die Basis für jegliche Massnahmen aus dem Bereich Arbeitswelt 4.0 und New Work. Die besten Massnahmen und Freiheiten bringen nichts, wenn die herrschende Kultur nicht erlaubt, sie zu nutzen. Veranschaulicht an einem Beispiel: Wenn ein Unternehmen die Arbeitszeiten total flexibilisiert und allen Mitarbeitenden erlaubt, ihre Soll-Arbeitszeit dann zu leisten, wann sie wollen, und trotzdem schauen alle komisch, wenn jemand erst um 10 Uhr kommt oder bereits um 15 Uhr geht, bringt die ganze Massnahme nichts, sondern verunsichert noch mehr. Aber auch Unternehmen, die bereits heute eine gute Kultur haben, müssen diese überdenken, da sich die Gegebenheiten der Arbeitswelt und der Zusammenarbeit derart stark verändern. Schliesslich ist auch die beste Kultur der Vergangenheit noch lange keine geeignete und gute Kultur der Gegenwart und Zukunft.»
Über Pascal und Stephan
Pascal und Stephan sind die beiden Gründer und Geschäftsführer der fundamensch GmbH. Mit fundamensch unterstützen sie Unternehmen dabei, eine moderne und der neuen Arbeitswelt entsprechende Unternehmenskultur zu etablieren.
Die digitale Transformation stellt Unternehmen vor grosse Herausforderungen: Arbeit verändert sich und erfordert neue Rahmenbedingungen, unter denen sie optimalerweise geleistet wird. Teil davon und gleichzeitig Basis für alles Weitere ist die Kultur, die in einem Unternehmen herrscht. Als Vertreter der jüngeren Generationen Y / Z bringen Pascal und Stephan das passende Mindset für diese neue Arbeitswelt mit und verstehen als «Digital Natives» mit betriebswirtschaftlichem bzw. technischem Hintergrund die neue Arbeitswelt rund um die digitale Transformation bestens.