Digital oder menschlich? Müssen wir uns entscheiden?
25.09.2024
Digital oder menschlich? Müssen wir uns entscheiden?
Die digitale Transformation verändert unser Leben rasant. Künstliche Intelligenz, Blockchain und digitale Geschäftsmodelle sind längst nicht mehr auf die grossen Städte beschränkt. Auch in ländlichen Regionen wie Graubünden ist der Wandel angekommen. Doch während die Technologie unaufhaltsam voranschreitet, steht eine wichtige Frage im Raum: Was passiert mit uns Menschen? Können wir den technologischen Fortschritt so gestalten, dass er unser Leben bereichert, statt es zu dominieren? Oder stehen wir vor einer Entscheidung zwischen digital und menschlich?
Die Antwort liegt auf der Hand – wir müssen diese beiden Welten vereinen, anstatt sie gegeneinander auszuspielen. Denn eins ist klar: Digitalisierung darf kein Selbstzweck sein. Sie muss uns dienen, unsere Lebensqualität verbessern und den Menschen in den Mittelpunkt stellen.
Vier Dimensionen der digitalen Interaktion
Unsere Interaktionen haben sich durch die digitale Welt in vier Dimensionen verändert – und das wird sich weiter intensivieren:
- Mit uns selbst: Wie beeinflusst uns die digitale Welt? Unser Selbstbild wird stark durch soziale Netzwerke geformt. Der ständige Vergleich kann sowohl motivieren als auch unser Selbstwertgefühl verzerren.
- Mit anderen Menschen: Beziehungen haben sich stark verändert. Virtuelle Kommunikation ist ein Segen für die globale Vernetzung, kann aber auch die Authentizität zwischenmenschlicher Verbindungen gefährden.
- Mit der materiellen Welt: Smarte Geräte erleichtern den Alltag. Doch nutzen wir die gewonnene Zeit sinnvoll oder verlieren wir uns in endlosen Bildschirmen?
- Mit der Technologie selbst: Wie bewusst gehen wir mit digitalen Technologien um? Sind wir noch Herr unserer Geräte oder lassen wir uns von ihnen beherrschen?
Das Thema ist nicht neu, doch die Intensität nimmt rasant zu. Während Kleopatra in den Spiegel blickte, um ihre Frisur zu richten, fragen wir heute, welcher Instagram-Filter uns am besten aussehen lässt. Der Schlüssel liegt darin, die digitale Transformation zu nutzen, ohne dabei unsere Menschlichkeit zu verlieren.
Was bedeutet das konkret für Graubünden?
Hier sind fünf konkrete Handlungsfelder, die Graubünden helfen können, den digitalen Wandel zu gestalten:
- Bewusster Umgang mit digitalen Tools Wir alle kennen es: ständige Erreichbarkeit, digitale Erschöpfung. Doch der Schlüssel liegt in der Balance.
- Lösung: Feste Offline-Zeiten einführen – keine E-Mails nach 19 Uhr. „Digital Detox“-Tage fördern Kreativität und Konzentration.
- Flexible Arbeitsmodelle fördern Die Pandemie hat gezeigt, dass Flexibilität die Work-Life-Balance verbessert. Für Graubünden, wo der Fachkräftemangel drückt, ist dies eine Chance.
- Lösung: Hybride Arbeitsmodelle etablieren und in digitale Tools investieren. So bleiben wir attraktiv für Fachkräfte aus anderen Regionen. Gleichzeitig werden Mitarbeitende hierdurch unterstützt, familiäre Verpflichtungen – und allgemein Care-Arbeit – besser mit ihrer Karriere zu vereinbaren. So schaffen wir attraktive Arbeitsbedingungen, die den Bedürfnissen der modernen Arbeitswelt gerecht werden.
- Digitale Weiterbildung In einer schnelllebigen digitalen Welt müssen wir uns ständig weiterentwickeln. Lebenslanges Lernen ist kein „Nice-to-have“, sondern ein Muss.
- Lösung: Zugänge zu Online-Kursen und Plattformen fördern. Unternehmen sollten ihre Mitarbeitenden ermutigen, sich digital weiterzubilden.
- Stärkung lokaler Netzwerke Die digitale Transformation gelingt nur gemeinsam. Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung müssen an einem Strang ziehen.
- Lösung: Initiativen wie digitale Stammtische, Veranstaltungen zu digitalen Themen oder Innovations-Workshops fördern den Austausch und die Zusammenarbeit.
- Digitale Inklusion sicherstellen Die digitale Welt darf niemanden zurücklassen – auch nicht in ländlichen Regionen.
- Lösung: Schulungen für ältere Menschen und weniger technikaffine Gruppen anbieten. Digitale Inklusion ist ein Muss, damit alle von den Chancen der Digitalisierung profitieren.
Fazit: Ein „Sowohl-als-auch“ statt eines „Entweder-oder“
Die Frage lautet nicht: „Digital oder menschlich?“. Sie lautet: „Wie können wir beides vereinen?“ Graubünden steht vor der Herausforderung, den technologischen Fortschritt zu nutzen, ohne dabei das menschliche Miteinander aus den Augen zu verlieren. Der Schlüssel liegt in einer bewussten und verantwortungsvollen Gestaltung der digitalen Transformation.
Lasst uns diese Herausforderung gemeinsam angehen und dafür sorgen, dass Graubünden nicht nur digital, sondern auch menschlich bleibt.
Packen wir es gemeinsam an!
Marcel Meyer, Geschäftsführer graubünden digital